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Mit Trockentoiletten die Bildung von Treibhausgasen vermeiden

von Prof. Dr. Werner Müller

 

Problem

Die mehr als 10.000 kommunalen Kläranlagen in Deutschland benötigen fast 4.400 Gigawattstunden Strom pro Jahr, und stoßen rund 3 Millionen Tonnen Faulgas jährlich aus (Umweltbundesamt, http://www.umweltbundesamt.de/presse/presseinformationen/klaeranlagen-leisten-einen-beitrag-klimaschutz, 23.08.15), das sind ca. 53,7 kWh und 36,6 kg je Einwohner. Mindestens vergleichbare Gasmengen dürften auch in Plumpsklos anfallen. Das Faulgas Methan trägt mit etwa 16 % zu der gesamten von Menschen verursachten Treibhausgasemission bei. Das Kohlendioxid-Äquivalent für Methan beträgt bei einem Zeithorizont von 100 Jahren 25: Wird also heute 1 kg Methan und 1 kg Kohlendioxid freigesetzt, so wird in 100 Jahren im Rückblick der Treibhauseffekt dieses Methans 25-mal so stark gewesen sein wie der Treibhauseffekt des Kohlendioxids (https://www.aid.de/landwirtschaft/klimawandel_faq_klimawandel.php, herausgegeben von aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V., gefördert vom Bundeslandwirtschaftsministerium). Viele Kläranlagen versuchen inzwischen, dieses Gas aufzufangen und dem Erdgas beizumischen. Es wäre aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll, in Entwicklungsländern ein Netz von zentralen Kläranlagen erst aufzubauen. Weiter muss in tropischen Ländern sparsamer mit Wasser umgegangen werden als in Mitteleuropa. Die Technik der WCs sollte also in Entwicklungsländern nicht bzw. höchstens in den Städten verwendet werden.

 

 

Rahmenbedingungen

Das Faulgas entsteht in Toiletten, wenn die Harnsäure im Urin den Kot aufweicht und die Zersetzung durch Bakterien verhindert. Diese Vermischung von Urin und Kot findet auch in einem Plumpsklo statt. Im trockenen Zustand kompostiert Kot. Bereits vor 40 Jahren hat der Bildhauer Friedensreich Hundertwasser ein Komposttoilette im Selbstversuch erprobt und beschrieben. (http://www.mueller-wolff-web.de/hundertwasserklo.htm, 23.08.15) Eine Geruchsentwicklung kann lt. Hundertwasser nach dem Prinzip der Katzentoilette durch Abdeckung mit Humus verhindert werden, der schnell die Kompostbildung einleitet. Hundertwasser hat das Kot-Urin-Gemisch entfeuchtet während moderne Trockentoiletten eine Urinabtrennung an der Quelle vornehmen. (vgl. http://www.oekohaus-online.de/index.php/de/Trockentoilette-Produktinformation/c-KAT100, 23.08.15) Der Bau einer Trockentoilette wird z.B. auf https://www.youtube.com/watch?v=eOrr3PlD9vwbeschrieben. Die Produktion der Einzelteile kann mit einfachen Mitteln organisiert werden.

 

Ein Problem ist aber die Urinabtrennung, die ohne Auffangbehälter im Internet für mindestens 90 € zzgl. Versandkosten angeboten wird. ( vgl. http://www.holz-komposttoilette.de/komposttoiletten/urinabtrennung-f%C3%BCr-den-selbstbau/ oder http://www.separett.de/toiletten-de, 23.08.15 ) Der relativ hohe Preis ergibt sich wahrscheinlich aus den sechsstelligen Herstellungskosten für eine Spritzgussform, mit der die Plastikteile hergestellt werden, und der kleinen Stückzahlen. Auf der Basis großer Mengen wäre ein Preis von 25 € realistisch; mindestens wenn sie in China produziert würden.

 

 

Lösungsansatz

Eine Initiative aus einem Entwicklungsland könnte ein Projekt entwickeln, in den Dörfern 1.000 Trockentoiletten aufzustellen. Mit ihnen würden bei durchschnittlich 4 Benutzern jährlich 146,4 to. Methan vermieden. Die Belieferung könnte von einer ortsansässigen Tischlerei übernommen werden, die Bausätze in verschiedenen Ausführungen nach dem Vorbild von youtube anbieten könnte. Sie könnten aus einem Lieferwagen direkt in den Dörfern verkauft werden. Dafür sollten die benötigten 1.000 Urinabtrennungen aus Mitteln der deutschen oder europäischen Entwicklungshilfe verbilligt für 25 € geliefert werden. Den Haushalten könnte dann ein Zuschuss von 25 € angeboten werden, wenn sie für eine wissenschaftliche Anwendungsstudie zur Verfügung stehen würden, die eine lokale Hochschule durchführen könnte. In Abständen von 3 Monaten könnten die Erfahrungen der Nutzer gesammelt werden. Damit würden Daten geliefert, um das Verfahren ggf. auf andere Entwicklungsländer zu übertragen.