globalisierter Heiratsmarkt

 
An dieser Stelle wird von einem Heiratsmarkt gesprochen und die Partnerwahl damit auf einen Angebot-Nachfrage-Mechanismus reduziert. Das ist natürlich eine Vereinfachung, aber keine unzulässige. Auch wenn neben dem sozialen Status des Mannes und dem Aussehen der Frau noch weitere Motive für die Partnerwahl eine Rolle spielen, so findet diese weitere Auswahl nach Sympathie etc. meistens innerhalb dieser Gruppen statt. Natürlich kann es vorkommen, dass reiche Männer hässliche Frauen und gutaussehende Frauen arme Männer heiraten. Hat eine gutaussehende Frau aber die freie Auswahl zwischen vielen Männern, wird sie bei sonst gleichen Eigenschaften einen Mann mit gutem Status dem Loser vorziehen. In globalen Zusammenhängen bei einer Weltbevölkerung von 7 Mrd. ist die hier aufgestellt These also naheliegend.

Diana Carolina Triviño Cely verwendet für den „...   Austausch von Sex gegen Nahrungsmittel, eine Unterkunft oder andere lebensnotwendige Ressourcen ...“ (vgl. Diana Carolina Triviño Cely, Westliche Konzepte von Prostitution in Afrika, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 9/2013 = Downloaddatei in „Der Paysex-Markt“, S. 38 f.) den Begriff „survival sex“ statt Prostitution. Auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen und mehr Konsummöglichkeiten gerichtete „... Prozesse des Austausches von Sex gegen Geld oder Güter, die sich nicht in einem professionalisierten Rahmen abspielen...“ (ebenda) nennt sie dagegen „transactional sex“. „Beteiligte stehen hier in engen sozialen Beziehungen und bezeichnen sich beispielsweise als girlfriend und boyfriend.“ (ebenda, S. 38) Beide Ausprägungen sind auch Motive von Frauen, den globalisierten Heiratsmarkt zu nutzen, denn sie können ihren zukünftigen Partner nicht auf eine andere Weise kennengelernt haben. Auch wenn man den globalisierten Heiratsmarkt nicht als Form von Prostitution einordnen will (wäre dann der lokale nicht auch eine?) so ist die Beschreibung als „survival / transactional sex“ wohl weitgehend zutreffend.

Wie beim Sexurlaub ist zumindest in Ansätzen eine Globalisierung des Heiratsmarktes zu beobachten. Hier sind große Potentiale zu vermuten, die an einem einfachen Zahlenbeispiel verdeutlicht werden sollen. Es wird aus Vereinfachungsgründen jeweils eine Verteilung von 10 % / 60 % / 30 % unterstellt, d.h. 10 % der Männer haben einen hohen, 60 % einen akzeptablen und 30 % einen schlechten sozialen Status; 10 % der Frauen sehen gut aus, 60 % sind vorzeigbar und 30 % unansehnlich; 10 % der Weltbevölkerung lebt in reichen Ländern, 60 % in Ländern mit akzeptablen Bedingungen und 30 % in armen Ländern. Natürlich beruhen diese Annahmen auf willkürlich angenommenen und nicht auf realen Daten, die erst noch erforscht werden müssten. Dann dürfte sich die Unterstellung gleicher Verhältnisse weiltweit wohl nicht halten lassen. So soll es anderswo deutlich mehr attraktive Frauen geben als in Deutschland  (vgl. http://daserstedate.de/allgemein/warum-deutsche-frauen-nachteile-beim-dating-haben ).

Auf einem lokalen Heiratsmarkt würden die Männer mit hohem Status die attraktiven Frauen, die mit akzeptablem Status die vorzeigbaren Frauen und die mit niedrigem Status die unansehnlichen Frauen bekommen. Auf einem globalen Heiratsmarkt müssten diese Verhältnisse aber mit den Werten zur Attraktivität der Länder multipliziert werden. Wenn unterstellt wird, dass die Attraktivität von Frauen nicht von ihrem Herkunftsland beeinflusst wird, bei den Männern aber der mittlere Status in reichen Ländern für Frauen attraktiver ist als ein hoher Status in armen Ländern, sowie ein schlechter Status in reichen Ländern attraktiver als ein mittlerer Status in armen, dann ergeben sich Ansatzpunkte für einen Austausch im Rahmen eines internationalen Heiratsmarktes, die aus folgenden Kombinationen resultieren: 

 

   

Männer

 

Länder

   

Markt

   

Frauen

 

Länder

   

1

hoher St. / reiche L.

10%

x

10%

=

1%

<=>

1

guta. / reiche L.

10%

x

10%

=

1%

2

hoher St. / mittl. L.

10%

x

60%

=

6%

<=>

2

guta. / mittl. L.

10%

x

60%

=

6%

3

mittl. St. / reiche L.

60%

x

10%

=

6%

A

3

guta. / arme L.

10%

x

30%

=

3%

4

hoher St./ arme L.

10%

x

30%

=

3%

A

4

vorzb./ reiche L.

60%

x

10%

=

6%

5

mittl. St. / mittl. L.

60%

x

60%

=

36%

<=>

5

vorzb./ mittl. L.

60%

x

60%

=

36%

6

niedr. St. / reiche L.

30%

x

10%

=

3%

B

6

vorzb./ arme L.

60%

x

30%

=

18%

7

mittl. St. / arme L.

60%

x

30%

=

18%

B

7

unan./ reiche L.

30%

x

10%

=

3%

8

niedr. St./ mittl. L.

30%

x

60%

=

18%

<=>

8

unan./ mittl. L.

30%

x

60%

=

18%

9

niedr. St. / arme L.

30%

x

30%

=

9%

<=>

9

unan./ arme L.

30%

x

30%

=

9%

 


Es entstehen jetzt 9 statt zuvor 3 Gruppen. Die mit <=> gekennzeichneten Gruppen finden auf dem nationalen Heiratsmarkt den passenden Partner und nutzen den globalen Markt deshalb nicht. Daneben entstehen aber zwei globalisierte Heiratsmärkte. Auf dem Markt A können die attraktiven Frauen aus armen Ländern (= 3 % weltweit) einen Mann mit höherem Status gewinnen, wenn sie ihren Partner aus den Männern mit akzeptablem Status aus reichen Ländern (= 6 % weltweit) wählen. Diese Männer würden im Gegenzug eine attraktivere Frau bekommen als auf dem lokalen Markt. Die Verliererinnen wären vorzeigbare Frauen aus reichen Ländern, denen bis zur Hälfte ihrer Beute von der ausländischen Konkurrenz abgejagt würde.
 
Auf dem Markt B würden Männer mit niedrigem Status (= 3 % weltweit) auf ein sechsfach höheres Potential von vorzeigbaren Frauen aus armen Ländern (= 18 % weltweit) zugreifen können. Verliererinnen wären die unansehnlichen Frauen aus reichen Ländern, die dann auf ausländische Männer ausweichen müssen.
 
Der Markt A würde von den Frauen dominiert, die aus einem doppelt so großen Potential auswählen können. Der Markt B würde von den Männern beherrscht, die sogar das sechsfache Potential haben. Das setzt aber eine starke Durchdringung durch das Internet voraus, die erst in Ansätzen zu beobachten ist. Als Beispiele seien http://www.connectingsingles.com/ und für Lateinamerika http://www.cybercupido.com/ genannt.
 
Die Internet-Angebote müssen auch stärker als bisher darauf achten, die beiden Märkte klar abzutrennen und sich an bestimmte Zielgruppen zu richten. Beide Märkte würden bewirken, dass gutaussehende bzw. vorzeigbare Frauen auf den deutschen Heiratsmarkt importiert würden, was wegen der geringeren Zahl frustrierter Männer allerdings die Nachfrage nach Paysex reduzieren dürfte.
 
Wie in anderen Bereichen gibt es also Gewinner und Verlierer der Globalisierung. Gewinner wären die Nicht-Machos aus reichen Ländern, die ihrem biologisch vorprogrammierten Schicksal, von Frauen gedemütigt zu werden, entgehen könnten. Aber auch die Frauen aus armen Ländern, die ihre Lebenssituation verbessern können, gehören zu den Gewinnern. Verlierer werden die Männer aus armen Ländern, die dann von den Frauen aus reichen Ländern gedemütigt werden, oder lieber ganz auf eine Frau verzichten. In einer Gesamtbetrachtung würden aber wie auch sonst beim Welthandel die Summe der Vorteile die Summe der Nachteile überwiegen.



Rudolf Mösenhammer
(= Pseudonym. Ich bin aber nicht so ein bunter Vogel wie der abgeleitete Namensgeber Rudolf Mooshammer)