Eingangs wurde die Funktion eines Betriebes mit der eines Autos verglichen. Im Betrieb wird Material oder Ware eingekauft, in die Ausstattung investiert, eine Leistung produziert und verkauft, wofür Personal benötigt wird (= Kapitel 2). Das Auto benötigt einen Motor, ein Getriebe, ein Fahrgestell mit Rädern sowie eine Lenkung und Bremsen. Dieses nackte Fahrzeug benötigt noch Sitze, eine Karosserie, eine Beleuchtung und weitere Details. Auch der Betrieb wird ohne unterstützende Funktionen (Kapitel 3) nicht wirklich funktionieren. Organisation, Entscheidungsprozesse und andere übergreifende Fragen betreffen sowohl den Kern der Wertschöpfung als auch die unterstützenden Funktionen, wie auch die Entwicklungsingenieure alle Funktionen des Autos gegenseitig optimieren.
Vor 50 Jahren war das Durchschnittsauto der BRD mit ca. 40 % der Neuzulassungen der VW Käfer. Er hatte 34 PS, kostete ca. 2.290 € und man musste im Durchschnitt 7 Monate für ihn arbeiten. Ein Citroën 2 CV (Ente) hatte nur 17 PS (Preis 1950 in Frankreich umgerechnet ca. 670 US-$), und er hat auch seinen Zweck erfüllt. Heute haben die Autos viel stärkere Motoren, sie sind größer und schwerer, haben mehr Elektronik und viele Ausstattungsdetails, die ein durchschnittlicher Autofahrer nie benutzt. Sie kosten heute das 7-fache, der Grundnutzen als Transportmittel ist aber der gleiche geblieben. Die Autoindustrie hat es sich aber zur Aufgabe gemacht, uns für viel Geld lauter Extras zu verkaufen, die wir in Wirklichkeit nicht brauchen. Es geht ihr um ihren Umsatz und nicht um unsere Bedürfnisse.
Auch die Betriebswirtschaftslehre entwickelt immer neue Modethemen, stellt sie als überlebenswichtig dar und eine Beratungsindustrie versucht, mit ihnen Umsatz zu machen. Richtig ist, dass die Abläufe im Geschäftsleben schnelllebiger geworden sind und die Abläufe von vor 50 Jahren den Anforderungen wohl nicht mehr gerecht werden. Richtig ist aber auch, dass die Kosten für Beratungsleistungen aus dem Umsatzprozess verdient werden müssen. Das geschieht, wenn mit den Ergebnissen Kosten eingespart oder Umsätze erhöht werden können. Allerdings sind die Beratungskosten sehr konkret und die beabsichtigten Verbesserungen sind nur Erwartungen.
Ende des 18. Jahrhunderts definierte Adam Smith die Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit. Das Kapital wird danach in Werkzeuge und Material eingetauscht. Diese Unterscheidung beschreibt
eher die landwirtschafliche Produktion. Karl Marx hat im 19. Jahrhundert auch den Boden als Teil des Kapitaleinsatzes verstanden. Ende des 20. Jahrhundert kam das Bewusstsein auf, dass die Rolle
des Bodens von den natürlichen Ressourcen eingenommen werden sollte, die auch nicht vermehrt werden können. Besonders in der industriellen Produktion werden Rohstoffe verbraucht und es entstehen
Umweltbelastungen. Auch mit diesem Produktionsfaktor muss also sehr sparsam umgegangen werden.
Im 21. Jahrhundert wächst die Erkenntnis, dass organisatorisches und technisches Wissen ein vierter Produktionsfaktor ist. Dieser Faktor kann auch leicht vermehrt werden. Wie im 19. Jahrhundert
menschliche Arbeitskraft von Maschinen ersetzt wurde, so kann heute der Einsatz von Kapital und Arbeit mit einer intelligenteren Organisation der Produktion reduziert werden, und man kann auch
die natürlichen Ressourcen schonen. Dafür müssen die Prozesse und Teilprozesse zunächst genau analysiert und später vereinfacht werden.
Wenn man auf das Bild vom Wald und den Bäumen aus 1.4 zurückkommt und jetzt dazu übergeht, den Wald zu betrachten, kommt die Erkenntnis: Weniger ist mehr! Ein funktionierender Wald ist keine Holzplantage, in der die Bäume dicht aufgereiht in geraden Linien stehen. Ein Wald besteht aus kräftigen und gesunden Bäumen, von denen es dann auf einer begrenzten Fläche nicht zu viele geben kann.