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8. Zukunft der Buchhaltung


Die Frage der Zukunft der Buchhaltung stellt sich, weil die Buchhaltung 1.0 von 1494 bis ca. 1985 fast 500 Jahre unverändert angewendet wurde, und manchmal in eine Reihe mit lateinischen Buchstaben oder arabischen Zahlen gestellt wurden, die wohl nicht mehr modernisiert werden.  Die Buchhaltung 2.0 hat diese Technik in die EDV übertragen und zunächst nur nachgeahmt. Das würde für eine Unveränderbarkeit sprechen. Es sind aber auch neue Anwendungen entstanden, die 1494 und auch 480 Jahre später noch unbekannt waren. Mit der starken Vernetzung betrieblicher Informationen mittels ERP-System wurde in den letzten 10 Jahren mindestens in Großunternehmen eine Buchhaltung 3.0 geschaffen, die die Datenerfassung durch die Menschen fast vollständig wegrationalisiert hat. In diesem Segment wird die Buchhaltung theoretisch weiter bestehen, die Buchhalter werden dort aber verschwinden. Damit wird die bisherige Buchhaltung aber aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden.

Bei der Digitalisierung verläuft eine Trennungslinie zwischen oben und unten, Groß und Klein, Nord und Süd. Information ist zu einem Machtfaktor geworden. Mit besseren Daten können die Unternehmen erfolgreicher geführt werden. Es ist derzeit offen, ob diese Erfolgsfaktoren nur großen Unternehmen im Norden zur Verfügung stehen wird, oder ob auch kleine Unternehmen im Süden, kleine Unternehmen im Norden und große Unternehmen im Süden vom technischen Fortschritt profitieren werden. Es gibt die technischen Möglichkeiten, die „große Technik“ auch für kleine Unternehmen nutzbar zu machen. Es fehlt aber derzeit an einer Finanzierung und sehr häufig auch am Problembewusstsein der kleinen Unternehmen. Dann würde es für sie dabei bleiben, dass Buchhaltungsdaten manuell erfasst werden müssen. Es entsteht eine Zwei-Klassen-Buchhaltung. Die Großunternehmen verfügen über umfassende Informationen und die Kleinunternehmen müssen erheblich Kosten verursachen, um den gesetzlichen Mindestumfang über externe Dienstleister, insbesondere Steuerberater, zu erfüllen. Vor dem Hintergrund der technischen Möglichkeiten der Großunternehmen werden diese zudem ständig angehoben (z.B. elektronische Übermittlung von Steuererklärungen, online-Betriebsprüfung). Der Staat bietet den Kleinunternehmen aber keine Hilfe bei der technischen Durchführung an, z.B. per Musterorganisation für Kleinunternehmen, wie sie in diesem Buch beschrieben wurden.

„Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung … an die Stelle der alten gesetzt.“ (Karl Marx / Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, London 1848, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Hrsg.), Marx-Engels-Werke Band 4, Berlin/DDR 1977, S. 463) Vergleichbares gilt auch für den Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft. Wenn die Politik aus der Geschichte lernen und eine evolutionäre Entwicklung der Gesellschaft fördern will, statt revolutionäre Umwälzungen und damit verbundene Verwerfungen zu provozieren, dann muss die Digitalisierung politisch gestaltet werden. Wissen ist Macht, und die Kleinunternehmer gehören nicht zu den Mächtigen! Eine friedliche Entmachtung der Mächtigen mit der Einebnung von Wissensvorsprüngen vermeidet die Notwendigkeit von Revolutionen. Die Zukunftsfähigkeit kleiner Unternehmen würde gestärkt und eine übermäßige Konzentration der Wirtschaft mit einer Dominanz von Großunternehmen, die sich eigene ERP-Systeme leisten können, würde verhindert.

Eine politische Steuerung der Digitalisierung ist auch aus anderen Gründen nötig. Die Menschen sollen heute den Unternehmen nur noch maschinenlesbare Daten liefern und die von den Unternehmen verschickten Daten sind für Menschen manchmal nicht mehr lesbar, zumindest nicht mehr verständlich. Im Rahmen der Digitalisierung wird der Mensch zum Anhängsel der Maschinen gemacht. Hier muss die Politik tätig werden, statt die Digitalisierung nur den Großunternehmen zu überlassen und ihnen die Bürger schutzlos auszuliefern.

 

Auch die kubanische Regierung muss umdenken! Die Kleinunternehmer sind keine Bedrohung für die staatlich kontrollierten Großbetriebe. Sie zu stärken ist keine Konterrevolution. Sie schließen vielmehr Lücken im Angebot, die von der staatlichen Wirtschaft hinterlassen werden. Es ist im Interesse des Volkes, dass das so effektiv und effizient wie möglich erfolgt.

Die aktuellen Regelungen für die Kleinunternehmer haben den Charakter einer erdrückenden Bürokratie. Ausweichreaktionen sind die zwingende Folge. Die politisch gewollten Wirkungen können deshalb nicht erreicht werden.

Auch die Großbetriebe können effektiver und effizienter arbeiten. Verbesserungen in diesem Bereich sind ebenfalls nicht konterrevolutionär. Die Übernahme von Anregungen aus diesem Buch bedroht höchstens träge Funktionäre, die selbst noch keine Ideen für die Verbesserung der Leistung entwickelt haben. Die Blockade von Verbesserungen dürfte einen größeren Einfluss auf die kubanische Wirtschaft haben als die Blockade der USA. Die innere Blockade lässt sich aber leichter überwinden. Man muss es nur wollen!