(siehe Abb. 2 in 1.1)
Für den Kauf von Investitionsgütern, die also nicht zum Verbrauch sondern zum Gebrauch bestimmt sind, sind die Ausführungen zum Einkauf und zur Eingangslogistik teilweise auch anwendbar.
Unterschiedlich zur sonstigen Beschaffung ist aber die Feststellung des Investitionsbedarfs und die Fällung der Investitionsentscheidung. Dem ist eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, denn ca.
80 % der zukünftigen Kosten werden durch die Investition vorherbestimmt.
Besonders in der Politik wird der Begriff der Investition oft irreführend verwendet, wenn in Wirklichkeit laufende Ausgaben gemeint sind. Auch im Marketing, das ja immer gern eine kreative
Sprache einsetzt, wird lieber von positiv besetzten Investitionen als von negativ klingenden Ausgaben gesprochen. Investition sind größere Ausgaben in der Gegenwart, die in zukünftigen
Perioden (in denen dann keine Ausgaben mehr stattfinden) einen Nutzen bringen. Werbung wäre z.B. keine Investition, weil sie auch in der Zukunft weiter betrieben wird. Dagegen könnte die
Fortbildung der Arbeitnehmer eine Investition sein.
Investition und Finanzierung sind grundsätzlich zwei eigenständige Aufgaben, stehen aber bei der Steuerung eines Unternehmens in einem engen Zusammenhang miteinander. Beide beeinflussen das
finanzwirtschaftliche Gleichgewicht, was mit folgender Grafik verdeutlicht werden kann.
Abb. 8: Finanzwirtschaftliches Gleichgewicht
(eigene Darstellung)
Das finanzwirtschaftliche Gleichgewicht wird durch Rentabilität und Liquidität bestimmt, die Unternehmensziele darstellen. Im Interesse der Eigen- und Fremdkapitalgeber ist eine befriedigende
Rentabilität anzustreben; im Interesse der Gläubiger muss aber auch die Liquidität gewährleistet sein. Eine gute Investitionsentscheidung verbessert die Rentabilität, bindet aber Kapital und
verschlechtert damit gleichzeitig die Liquidität. Finanzierungsentscheidungen sollen die Liquidität verbessern, sie verursachen aber regelmäßig Aufwand und verschlechtern somit die Rentabilität.
Das Gleichgewicht wird gehalten, wenn bei keinem der beiden Ziele das Maximum, sondern bei beiden das Optimum angestrebt wird.
Beim finanzwirtschaftlichen Gleichgewicht handelt es sich um kein stabiles, sondern um ein labiles Gleichgewicht. Anders als z. B. bei Gleichgewichtspreisen auf Märkten gibt es keinen
Mechanismus, der zum Gleichgewicht tendiert und es somit selbst organisiert. Das finanzwirtschaftliche Gleichgewicht muss vielmehr vom Unternehmen organisiert werden. Die Investitionsrechnung
kann als Instrumentarium zur Vorbereitung von Investitionsentscheidungen verstanden werden, das die Verbesserung der Rentabilität und die Belastung der Liquidität miteinander abwägen, und so das
finanzwirtschaftliche Gleichgewicht stützen soll.
(Investition und Finanzierung, Hochschule Mainz, 3. Semester)