Die BWL hat eine Vielzahl weicher Themen, bei denen es um z.B. Motivation und andere Fragen geht, bei denen man kaum eindeutige
Aussagen machen kann. Die „harten Zahlen“ des Rechnungswesens bilden hier eher eine Ausnahme. Die Verfügbarkeit von Daten hat sich in den letzten 40 Jahren mit der
EDV explosionsartig erhöht. Lehrinhalte, die sich mit dem Zusammenrechnen von Zahlenreihen befassen wollen, gehen also heute an der Realität vorbei. Trotzdem
wollen viele Professoren diese Inhalte weiter lehren und die meisten Studenten begrüßen Prüfungsinhalte, die man mindestens zum Teil mit den 4 Grundrechenarten und
damit dem Wissen der Grundschule lösen kann, bei denen man kaum Zusammenhänge überblicken muss und leicht auswendig lernen kann. Unter diesen Bedingungen muss die
Rechnungswesenpraxis auf der Strecke bleiben.
Hinzu kommt, dass sich auch andere veraltete Inhalte manchmal hartnäckig in den Köpfen der Professoren festgesetzt haben. So wurde
z.B. 1985 mit dem Bilanzrichtliniengesetz (BiRiLiG = HGB-Reform) die Positionen „außerordentliche Erträge“ und „außerordentliche Aufwendungen“ in der Gewinn- und
Verlustrechnung so restriktiv definiert, dass sie in der Praxis nicht mehr vorgekommen sind. 30 Jahre später wurden sie mir dem Bilanzrichtlinien-Umsetzungsgesetz
(BilRUG) auch aus der Gliederung gestrichen. Trotzdem gibt es immer noch Professoren, die Klausuraufgaben mit seit 32 Jahren nicht mehr aktuellen außerordentliche
Aufwendungen stellen.
Wenn die „Generation Praktikum“ aber unter den Bedingungen der Noteninflation ohne praxisrelevante Inhalte und mit Schmusenoten die
Hochschule verlässt, welcher Arbeitgeber soll einem dann einen unbefristeten Arbeitsvertrag anbieten?
Option: Rechnungswesenpraxis
Mit Anweisung vom 27.03.17 hat der Kanzler der umbenannten Fachhochschule ???? verfügt, dass mein Dienstcomputer auf die Standareinstellungen zurückgesetzt wird. Das Angebot von Rechnungswesenpraxis ist so undurchführbar geworden, weil jetzt die hierfür benötigte Finanzbuchhaltungssoftware fehlt. Weiter brauche ich für die Vorstellung von Datentransfers die kostenlose Software von Open Office, die mir von der Dekanin ausdrücklich verweigert wurde.
Diese Sabotage meiner Lehrveranstaltungen kann ich nur als unqualifizierte Reaktion auf meine Veröffentlichungungen zur Noteninflation werten. Vielleicht will man auch verhindern, dass einige veraltete Inhalte anderer Lehrveranstaltungen erkennbar werden. Das verhinderte Konzept soll an dieser Stelle vorgestellt werden:
Abb. 31: Plakat für Option Rechnungswesenpraxis