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Die Digitalisierung hat sich besonders auf die Nebenbuchhaltungen ausgewirkt. Weil die Abstimmung zwischen Unterkonten und Sachkonten nun maschinell erfolgte und eine Gleichlauf garantiert war,
erweiterten sich die Möglichkeiten. Die Nutzung reduzierte sich auf die Frage, ob der zusätzliche Nutzen die zusätzlichen Kosten rechtfertigte.
Die Personenkonten waren schon 1494 bei Paccioli vorgesehen und sind die älteste Variante der Unterbuchhaltungen. In der Buchhaltung 2.0 haben sich die Anwendungsmöglichkeiten mit dem Einsatz von
Schnittstellen wesentlich erhöht. So werden Aufträge von Kunden in einer Warenwirtschaftssoftware verwaltet und erst die erstellten Rechnungen für ausgeführte Aufträge in die Buchhaltung
übertragen. Die Kundennummern müssen dann mit den Debitorenkonten übereinstimmen und die Sachkonten für Umsätze und Umsatzsteuer müssen in der Warenwirtschaft hinterlegt sein. Ansonsten kümmert
sich die Warenwirtschaft aber mehr um die Auftragsbearbeitung vom Angebot über den Auftrag zur Lieferung. Deshalb werden auch schon Kundennummern für potentielle Kunden vergeben, die nur nach
Preisen gefragt hatten. Aus Sicht der Verkäufer sind dies wichtige Informationen für die Gewinnung von Neukunden, aus Sicht der Buchhaltung wäre diese Datenmüll. Für die Debitorenbuchhaltung geht
es noch um die Zahlungseingangskontrolle und ggf. die Mahnung von überfälligen Rechnungen und eine Rückmeldung an die Verkäufer.
Vergleichbare Abläufe kann die Warenwirtschaft auch für die Einkäufe vorsehen. Weil ein Vorlauf existiert, aus dem der Liefertermin und die Richtigkeit der Lieferung kontrolliert werden, kann
hier trotz einer eingehenden Lieferantenrechnung als Beleg eine Datenübertragung per Schnittstelle erfolgen. Das überträgt faktisch die Datenerfassung von der Buchhaltung an den Einkauf, der dann
für die formalen Anforderungen sensibilisiert werden muss. Auch hier muss es einen Gleichlauf von Lieferanten- und Kreditorennummern geben, und die Kreditorenbuchhaltung vervollständigt
vielleicht noch anhand der geprüften Eingangsrechnung die Daten vor der maschinellen Übertragung, und organisiert danach die Bezahlung per electronic banking.
Diese Unterbuchhaltungen verselbständigen sich damit. Eine Umbuchung der Personenkonten auf Sachkonten konnte schon in der Buchhaltung 1.0 mit Journalspalten vermieden werden. Nach der gleichen
Logik werden die Buchungen auf Personenkonten gleichzeitig auf Debitoren- und Kreditorensammelkonten verbucht, meistens als Tagessumme nach dem Journaldruck. Dafür werden in den Stammdaten der
Personenkonten Sammelcodes hinterlegt, mit denen auch unterschiedliche Sammelkonten angesteuert werden können. Diese Konten müssen für manuelle Buchungen gesperrt werden.
In Abschnitt 2.5.4. wurde schon auf § 284 Abs. 3 HGB und die Erfassung von den gesamten Anschaffungs- und Herstellungskosten, Zugängen, Abgängen, Umbuchungen und Zuschreibungen des Geschäftsjahrs
sowie den kumulierten Abschreibungen Beginn und Ende des Geschäftsjahrs, die im Laufe des Geschäftsjahrs vorgenommenen Abschreibungen und Änderungen in den Abschreibungen in ihrer gesamten Höhe
im Zusammenhang mit Zu- und Abgängen sowie Umbuchungen im Laufe des Geschäftsjahrs hingewiesen.
Weil es hier um die Steuerung von Investitionen geht, wird diese Anlagenbuchhaltung häufig zu einem Anlagen-Reporting erweitert, indem sie um eine investitionsgutbezogene Erfassung von Kosten in
der Anlagen-Kostenrechnung und von Leistungsdaten in einer Anlagen-Leistungsrechnung erweitert wird. Dafür benötigt man nur ein Nummernsystem für die Investitionsgüter und eine
Erfassungsmöglichkeit in der Buchhaltung und Statistik. Damit kann man Daten für spätere Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen sammeln und auch die früheren Annahmen kontrollieren um daraus für
die Zukunft zu lernen. Gleichzeitig wird Tendenzen entgegengewirkt, sich Entscheidungen schönzurechnen.
Abb. 8: Anlagen-Reporting
(Quelle: eigene Darstellung)
Die Erfahrungswerte können für spätere Investitionsentscheidungen bei Ersatzinvestitionen und vergleichbare Anlagen verwendet werden.
Die Lagerbuchhaltung in der Buchhaltung 2.0 konnte den in der Buchhaltung 1.0 geschaffenen Ansatz mit den Größen Menge, Preis und Betrag elektronisch nachbilden. Bei Zugängen aus Einkäufen waren
die Größen Menge und Betrag verfügbar; der Preis (einschl. anteiliger Nebenkosten) konnte errechnet werden. Bei Abgängen waren Menge und Preis (als angenommener Wert) bekannt; der Betrag für die
Buchhaltung wurde errechnet. Wie bei Personenkonten können verschiedene Güter über Sammelcodes einem Sachkonto zugeordnet werden. Es muss aber deutlich mehr Sammelcodes geben als bei Forderungen
und Verbindlichkeiten.
Weil die Gegenkonten (Kreditoren bei den Einkäufen und Materialaufwand bei den Verkäufen oder Verbräuchen) immer die gleichen sind, können sie in der Software der Lagerbuchhaltung hinterlegt
werden. Nur Kostenstellen und Kostenträger sind bei den Abgängen aus den Beständen unterschiedlich. Einkäufe, die ohne Zwischenlagerung sofort verbraucht werden, können als Zugang und
gleichzeitiger Abgang verbucht werden. Gleiches gilt für eingekaufte Dienstleistungen, die schon physisch nicht lagerfähig sind. Damit kann die Lagerbuchhaltung den gesamten Materialaufwand
(einschl. bezogene Waren und Leistungen) und die Einkaufstätigkeit hierfür eingesetzt werden.
Wie bei der manuellen Lagerbuchführung liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung von gekauften und verbrauchten Mengeneinheiten. Die maschinelle Verarbeitung der Daten zum Input des Betriebes
ermöglicht aber die Verknüpfung mit Output-Daten, von denen die Input-Mengen abhängig sind. Damit werden Input-Output-Relationen ermittelt, Prognosen zur Zukunft und für Simulationen
verschiedener Handlungsalternativen von zentraler Bedeutung sind. Daraus folgt der Wunsch, die „Menge-mal-Preis-Logik“ auch auf Gemeinkosten auszudehnen, bei denen die Einkäufe nicht über die
Lagerbuchhaltung erfasst werden.
Fremdwährungen in der Buchhaltung 2.0 sind Ausdruck der Globalisierung statt der Kleinstaaterei des Mittelalters. Mit der Einführung des Euro hat sich die Bedeutung der Fremdwährungsbuchhaltung
in Europa verschoben. Für die Länder der Euro-Zone ist die Bedeutung stark zurückgegangen, während in den übrigen Ländern Europas (auch für nicht EU-Mitglieder) der Euro teilweise (Mindestens in
Grenzregionen) als inoffizielle Nebenwährung akzeptiert wird. Hier ist die Verarbeitung von Fremdwährungen eine wichtige Funktion der Buchhaltung geworden. Neben der Abwicklung von
internationalen Tagesgeschäften ist auch eine gemeinsame Währung für das Berichtswesen in internationalen Konzernen vor Bedeutung. In vielen Ländern mit hohen Inflationsraten werden
wertbeständige Währungen oft auch ohne internationale Verflechtung für das Berichtswesen verwendet. Für die Geldbestände, Import- und Exportgeschäfte hat sich die Anlehnung an die
Lagerbuchhaltung erhalten.
Beim Berichtswesen in fremder Währung müssen alle Vorgänge aus der Landeswährung in die Berichtswährung umgerechnet werden. Es stellt sich hier die Frage, ob die Umrechnung nach den Kursen zum
jeweiligen Zeitpunkt des Geschäfts (Zeitbezugsmethode) oder ob der Kurs zum Stichtag des Berichtes (Stichtagsmethode) verwendet werden soll. Das kann bei starken Währungsschwankungen (z.B. beim
US-$ als Berichtswährung) oder stark inflationären Landeswährung erhebliche Auswirkungen in der Darstellung haben. So würde z.B. bei der Stichtagsmethode eine Investition in Landeswährung
unrealistisch niedrig dargestellt, wenn der Kurs der Berichtswährung nach dem Investitionszeitpunkt stark gestiegen wäre. Beide Methoden lassen sich technischer umsetzen, auch wenn die
Zeitbezugsmethode aufwendiger ist. Hier müssen die Umrechnungskurse täglich oder wöchentlich aktualisiert werden. Für die Berichtswährung muss ein zweiter Datenbestand geführt werden.
Die Übersetzung der Lohnbuchhaltung in die digitale Form ist eine einfache Aufgabe. Man benötigt nur die einzelnen Datensätze für die jeweiligen Arbeitnehmer und Perioden. Jetzt werden nur noch
die einzelnen Datensätze als Lohnabrechnung ausgedruckt; nach Arbeitnehmern sortiert bilden sie die Lohnkonten und nach Perioden sortiert die Lohnjournale.
Mit der maschinellen Verarbeitung kann aber auch die Datenbasis der Lohnberechnung analysiert werden. In der Produktion wird registriert, welcher Arbeiter wie lange an welchem Produkt gearbeitet
hat. Die knappe Ressource Arbeit soll effektiv eingesetzt werden, und ist eine Arbeit fertig, wartet schon die nächste Aufgabe. Das gilt für alle anfallenden Arbeiten, nicht nur für die
Produktion von Produkten für den Verkauf. Man kann jetzt auch feststellen, welcher Arbeiter die Aufgaben schneller und besser erfüllen kann. Mit diesem Wissen kann jeder vorrangig dort eingesetzt
werden, wo er die besten Ergebnisse erbringt.
In der vorindustriellen Zeit und der frühen Industriegesellschaft wurde der Produktionsfaktor Arbeit nur als Kostenfaktor gesehen; Arbeiter waren leicht austauschbar. In der späten
Industriegesellschaft bzw. der postindustriellen Zeit wird das Personal zunehmend als Potentialfaktor und damit als Investition verstanden. Einfache Arbeiten können zunehmend von Maschinen
ausgeführt werden. Qualifizierte Arbeitskräfte müssen ausgebildet und eingearbeitet werden. Sie sind eine Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Die Lohnbuchhaltung dürfte sich
deshalb in die Richtung eines Investitionscontrollings entwickeln.