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Hintergrund

 

Jedes Forschungsprojekt muss mit einem Analyseteil beginnen, in dem das Umfeld ausgeleuchtet wird, in dem man sich bewegen will. Man kann die Unternehmen mit Fahrzeugen vergleichen. Es gibt Lastwagen, Traktoren, Kleintransporter, Personenwagen und Motorräder. Es gibt auch fahrbare Maschinen, bei denen die Fortbewegung nur ein sekundärer Zweck ist. Auf der anderen Seite kann man zwischen Produktionsbetrieben, Handel und Dienstleistung unterscheiden. Alle Fahrzeuge haben Räder, ein Fahrgestell, einen Motor, ein Getriebe und eine Lenkung. Alle Betriebe kaufen Vorleistungen ein, erbringen eine Wertschöpfung und verkaufen ihre Leistung. Dabei kombinieren sie Investitionsgüter, Verbrauchsmaterial und Arbeitskraft. Wie bei der Leistung eines Fahrzeugs gibt es bei der betrieblichen Leistung große Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten.

 

Die Aufgabe der Betriebe ist die Erwirtschaftung von Gewinnen über den Wertschöpfungsprozess. Er besteht aus der Abfolge von

 

Einkauf  =>  Produktion  =>  Verkauf.

 

Der Verkauf ist darauf ausgerichtet, Wünsche von Kunden zu erfüllen und daraus Umsätze zu erwirtschaften. In der Produktion werden unterschiedliche Produktionsfaktoren kombiniert. Beim Einkauf sind Potentialfaktoren (Gebrauchsgüter) und Repitierfaktoren (Verbrauchsgüter) und Arbeitskraft zu unterscheiden. Die Abläufe können also vereinfacht wie folgt beschrieben werden:

 

Abb. 1: Wertschöpfungsprozess

(Quelle: eigene Darstellung)


Die Betriebe bieten den Märkten eine Problemlösung als Produkt an. Damit müssen Bedürfnisse der Kunden befriedigt werden. Die Kunden müssen bereit sein, dafür Geld so viel auszugeben, dass die Leistung kostendeckend und gewinnbringend erbracht werden kann.

Zur Realisierung der Problemlösung muss eine Anschubfinanzierung der Wertschöpfung ① organisiert werden. Damit werden Investitionsgüter und die Vorleistungen für die Produktion erworben sowie Personal ② bezahlt. Diese drei betrieblichen Produktionsfaktoren werden in der Produktion zur betrieblichen Leistung ③ kombiniert. Dabei entstehen auch Abfälle und Emissionen ④, die entsorgt bzw. gereinigt werden müssen.

Es muss sich bei der betrieblichen Leistung nicht um ein physisches Produkt handeln. Das Produkt im Handel ist die Verbindung zwischen Produzent und Konsument. Auch Dienstleistungen sind Produkte. Je nach Branche haben Investition, Material und Personal ein unterschiedliches Gewicht, die Grundstruktur ist aber gleich. Über den Verkauf gelangt das Produkt zum Kunden ⑤. Aus den Umsätzen wird dann die weitere Wertschöpfung ⑥ finanziert, und die Anschubfinanzierung sollte auch langsam zurückgezahlt werden können. Aus Rückmeldungen der Kunden ⑦ sollte auch eine laufende Verbesserung der Produkte erfolgen.

Anschließend wiederholen sich die Abläufe ② bis  ⑦.

 


Der Einkauf von Arbeitskraft kann nicht eindeutig dem Gebrauch oder Verbrauch zugeordnet werden. Formal verkauft der Arbeiter ein Volumen an Arbeitszeit. Dann wäre die Arbeit ein Verbrauchsgut. Allerdings kümmert sich der Arbeitgeber auch um die Aus- und Fortbildung und um die Motivation seiner Arbeitskräfte. Inhaltlich stellen sie eher ein Leistungspotential dar. Dann wäre die Arbeitskraft ein Gebrauchsgut. Der Arbeitgeber will dieses Gebrauchsgut möglichst intensiv nutzen, die Arbeit also ausbeuten. Ohne Arbeit kann der Arbeiter seine Arbeitskraft aber auch nicht sinnvoll einsetzen. Dem ausgebeuteten Arbeiter geht es also besser als dem einkommenslosen Arbeitslosten.


Der Einsatz des Produktionsfaktors Arbeit findet nicht nur in der unmittelbaren Erstellung der betrieblichen Leistung statt. Dieser unmittelbare Wertschöpfungsprozess wird von vielen unterstützenden Tätigkeiten begleitet. Der Personaleinsatz begleitet somit wie auch der Einsatz von Geld und die Organisation die gesamte betriebliche Leistung.

 

Wegen des besonderen Charakters des Produktionsfaktors Arbeit und seines breiten Einsatzes könnte also die Grafik wie folgt abändern oder erweitern:


Abb. 2: betriebliche Prozesse

(Quelle: eigene Darstellung)

 

Im 21. Jahrhundert wächst die Erkenntnis, dass organisatorisches und technisches Wissen ein vierter Produktionsfaktor ist. Dieser Faktor kann auch leicht vermehrt werden. Wie im 19. Jahrhundert menschliche Arbeitskraft von Maschinen ersetzt wurde, so kann heute der Einsatz von Kapital und Arbeit mit einer intelligenteren Organisation der Produktion reduziert werden, und man kann auch die natürlichen Ressourcen schonen. Dafür müssen die Prozesse und Teilprozesse zunächst genau analysiert und später vereinfacht werden.


Die Identifikation der einzelnen Prozesse und Teilprozesse ist nötig, um sie ständig beurteilen und verbessern zu können. Alle bewusst ablaufenden Prozesse werden mehr oder weniger intensiv geplant und dann nach diesem Plan durchgeführt.

Die Abläufe der Planung, der Umsetzung der Planung und der Bewertung der Ergebnisse werden von einem Regelkreis umgeben. Aus der Planung ergibt sich eine Vorkopplung, also eine Annahme über die Zukunft. Danach werden Informationssysteme gestaltet, um Ist-Daten zum Vergleich mit den Annahmen zu sammeln. Diese Informationssysteme ermöglichen eine fundierte Bewertung und führen zu einer Rückkopplung. Erfolgreich umgesetzte Planungen, die zu positiven Ergebnissen geführt haben, werden wiederholt. Misserfolge sollen nicht wiederholt werden und aus Fehlern soll gelernt werden, um im nächsten Versuch einen Erfolg zu organisieren. Diese Lernprozesse führen zu einer neuen Vorkopplung und verbessern die Planung.

 

Abb. 3: ständiger Verbesserungsprozess

(Quelle: W. Müller, Investitionsrechnung, Finanzplanung, Finanzinstrumente; Norderstedt 2011, Seite 3)


Nach dieser Philosophie ist die Optimierung der Wertschöpfung über die Handlungsebenen planen-umsetzen-bewerten und die Unterstützung mit Informationssystemen und Lernprozessen die Aufgabe der Betriebswirtschaftslehre. Der Faktor Information kann damit neben Kapital und Arbeit als wichtige Komponente bei der Erstellung der betrieblichen Leistung angesehen werden. Das Rechnungswesen ist seit über 500 Jahren das zentrale Informationssystem des Unternehmens. Mit den technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts lässt sich die Datenbasis für die Unternehmensführung stark ausweiten. Zusätzlich kann die Informationsbeschaffung beschleunigt und kostengünstig organisiert werden. 

 

Wenn man zu dem Vergleich mit den Fahrzeugen zurückkehrt, dann ist das Rechnungswesen das Cockpit. Hier gibt es einen Tacho, Drehzahlmesser, Tankanzeige und viele Kontrollleuchten. Dazu gehören auch die Kabel, die die Daten von den verschiedenen Stellen des Fahrzeugs an das Cockpit melden. Der Tacho zeigt die aktuelle Geschwindigkeit an und der Fahrer entscheidet, ob er die Geschwindigkeit beibehalten, schneller oder langsamer fahren will. Ein großer Reisebus braucht mehr Anzeigen als ein kleines Moped. Aber auch der Mopedfahrer muss die wichtigsten Informationen bekommen. Die Zielgruppe dieses Projekts sind die Mopedfahrer, also nicht die Großkonzerne, sondern die Kleinunternehmer!