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Rentnerwohnungen statt Tourismus


Viele Länder in der Karibik fördern der Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Er hat den Vorteil, dass zusätzliches Einkommen aus dem Ausland zufließt, also nicht aus inländischen Einkünften umgeschichtet wird. Der Nachteil ist aber, dass große Investitionen in die Infrastruktur nötig sind. Werden die von ausländischen Hotelbetreibern finanziert, fließen auch viele Einnahmen ins Ausland zurück. Es bleiben oft nur die Multiplikatoreffekte aus den generierten inländischen Einkünften. Bei Hotelanlagen, bei denen die Touristen aber kaum Dienste der einheimischen Wirtschaft nutzen, sind diese Effekte aber gering. Diese Form des Tourismus wird in der Regionalökonomie deshalb auch kritisch gesehen.

Die Wirkung des Multiplikatoreffekts kann mit der Formel

beschrieben werden, wobei „Y“ das zusätzliche Einkommen, „X“ das eingesetzte Einkommen und „m“ den Multiplikator beschreibt. Bei einem in das Inland geleiteten ausländischen Einkommen und einem Multiplikator von „m = 0,75“ wird zusätzlich 300 % an inländischen Einkommen geschaffen; bei einem Multiplikator von „m = 0,25“ dagegen nur zusätzliche 33,3 %. Ideal wäre ein Tourismus, der sehr große Berührungsflächen mit der lokalen Wirtschaft hat, dadurch hohe Muliplikatorwirkungen erzielt und gleichzeitig geringere Investitionen erfordert. Hohe Multiplikatoreffekte von 60-90 % werden nur erzielt, wenn die Dienstleistungen von Kleinunternehmen genutzt werden, die kaum importierte Vorleistungen einsetzen.

Eine lohnende Zielgruppe können Rentner mit guter Altersversorgung sein, die ihre letzten Jahre dauerhaft in einer schönen Umgebung genießen wollen. Wenn sie pro Person einen Betrag von nur monatlich 1.000 CUC in der lokalen Wirtschaft ausgeben, schafft das bei einer Multiplikatorwirkung von 0,75 zusätzliche Einkünfte von 3.000 CUC in der lokalen Wirtschaft, also insgesamt 4.000 CUC. Wenn man von einem Durchschnittslohn von jetzt 25 CUC ausgeht, würde ein Rentner 160 Arbeitern ihren Lohn verdoppeln. Diese Zielgruppe möchte ein kleines Haus oder eine Wohnung in der Nähe zu einem Strand mit Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, sie wollen einen Internetanschluss um per Skype mit ihren Kindern in Kontakt zu bleiben und sie wollen ein Auto fahren, weil sie schon ihr ganzen Leben lang ein Auto hatten.

Um diese Gruppe anzuwerben, müssten sie ihr Umzugsgut einschließlich Auto zollfrei einführen dürfen (wie es auch international bei einem Umzug üblich ist). Das sollte auch dann gelten, wenn sie nicht in Europa einen Container gepackt und nach Kuba verschifft haben sollten, sondern diese Gegenstände zuvor in Mexiko neu gekauft hätten. Der Staat würde nur auf den ersten Blick auf Einnahmen verzichten. Ohne diesen Verzicht würde aber niemand aus Europa nach Kuba kommen, und der Staat hätte dann auch keine Einnahmen. Nach Art. 18 Buchst. f des Gesetzes Nr. 113 über das Steuersystem werden die Renten nicht besteuert. Es würde von den ausländischen Rentnern als gerecht empfunden, wenn sie dafür auch nicht die kostenlose Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen könnten. Die kubanischen Ärzte können dann also Honorareinnahmen für ihre Behandlungen erzielen, die den Rentnern von ihrer Krankenversicherung erstattet würden. Diese Honorare kämen also zusätzlich zu den 1.000 CUC pro Monat ins Land. Weil sie in ihrem Heimatland schon Steuern auf ihre Renten zahlen, würden sie aber eine zusätzliche Besteuerung als ungerecht empfinden und dann lieber in die Dominikanische Republik ziehen, die Rentner nicht besteuert. Art. 18 Buchst. f des Gesetzes Nr. 113 muss also auch für Ausländer gelten. 

In einem Forschungsprojekt könnte untersucht werden, welche Orte für ein solches Angebot infrage kämen und welche Angebote dort möglich wären. Es sollten keine großen Rentnersiedlungen geschaffen werden, sondern kleine Einheiten für 6 bis 10 Personen mit je einem kleinen Haus oder Wohnung und Gemeinschaftseinrichtungen, für deren Nutzung die Rentner natürlich bezahlen würden. Sie könnten leicht von der Bevölkerung integriert werden. Man könnte dann die wahrscheinlichen Kosten berechnen und daraus die von den Rentnern zu zahlenden Preise ableiten. Sie könnten ein Haus oder eine Wohnung in diesen Anlagen mieten oder sich ein Wohnrecht für z.B. 20 Jahre kaufen. Bei 4 % Zinsen würden sie nach der Formel (i = Zins)

dann 165 Monatsmieten im Voraus zahlen, wovon dann die Baukosten gedeckt werden könnten. Statt einer Miete von 200 CUC im Monat würden also 33.000 CUC als Kaufpreis gezahlt. Bei 6 Einheiten stünden 198.000 CUC zur Verfügung, die sofort einkommenswirksam wären. Mit solchen Modellen kann eine Empfehlung erarbeitet und begründet werden, ob vielleicht ein Pilotprojekt zur Sammlung von Erfahrungen versucht werden soll.