Die Begriffe "unbezahlt" und "Markt" sind eigentlich gegensätzlich. Ohne Bezahlung kann kein Markt entstehen. Aber auch unbezahlter Sex funktioniert nach den Regeln von Angebot und Nachfrage,
weil hier Leistung und Gegenleistung in der Form gegenseitiger sexueller Befriedigung ausgetauscht werden. Attraktiven Angeboten wird auch ein attraktives Gegenangebot gemacht. Nicht ohne Grund
spricht man auch von einem Heiratsmarkt. „Bei diesem Thema sind Männer und Frauen seit Jahrtausenden ihrem Beute-Schema aus der Steinzeit treu geblieben. Für die Frauen spielen Geld und Status
eine verhältnismäßig große Rolle, für die Männer ist das Aussehen wichtiger.“ (Tina Stockhausen, Wuppertaler Professor erforscht Partnerschaft - Neues Buch: Was für die Liebe wichtig ist,
http://www.rp-online.de/gesellschaft/leute/neues-buch-was-fuer-die-liebe-wichtig-ist-1.2005285, 02.07.10) „ ,Dieses Muster ist in uns angelegt und lässt sich nicht so leicht ändern', erklärt
Hassebrauck. Das lasse sich auch anhand von Modetrends verdeutlichen. Seit Jahrhunderten sind die Röcke in wirtschaftlich unsicheren Zeiten stets ein Stück kürzer. ,Die Frauen setzen bei der
Partnerwahl in Krisenzeiten stärker ihre äußerlichen Reize ein, da Männer mit Geld rar sind', erklärt er. ,Deshalb konkurrieren die Frauen um die verbleibenden Exemplare.' “ (ebenda). Und so
mancher Mann setzt sein Auto oder andere Statussymbole in seinem Balzverhalten ein, um die Frauen auf sich aufmerksam zu machen. Es kann keine unwirksame Strategie sein - warum wohl?
Es muss also daran erinnert werden, dass wir Menschen erst seit 10.000 Jahren höhere Kulturen entwickelt haben. Seit dieser Zeit haben wir die Umwelt schwer geschädigt und die Regeln der Natur
für uns teilweise außer Kraft gesetzt. Alte, kranke und schwache Menschen werden nicht mehr von Raubtieren gefressen, wenn sie Teil einer starken Gesellschaft sind. Große Gesellschaften sind
stärker als kleine und die Evolution verlagerte sich vom Individuum auf die Staaten. Vor 10.000 Jahren konnten sich große Stämme besser gegen Überfälle anderer Stämme verteidigen und selbst
kleinere Stämme überfallen und ausrauben. Dafür mussten sie aber nach innen friedlich organisiert werden. Dafür musste besonders der Kampf der Männchen um die Weibchen neu organisiert werden.
Kulturen, die die Frauen unterdrückten und jedem Mann mindestens eine Frau verschafften (vielleicht wurde die Frauen überfallener Stämme verschleppt und verteilt), konnten größere Staaten bilden
als die mit selbstbestimmten Frauen, um die die Männer nach dem Muster der Natur kämpfen mussten.
Mit der – aus moralischen Gründen zu begrüßenden - Befreiung der Frau in den letzten Jahrzehnten sind die alten Verhaltensmuster wieder aktuell geworden, denn die Menschen haben die Fortpflanzung
nicht verändert – Menschen legen keine Eier! Im Prinzip sind wir noch immer Tiere und unsere Gefühle sowie unser Verhalten werden zu einem erheblichen Umfang von unseren Genen und Hormonen
gesteuert. Frauen wollen noch immer erobert werden. Es ist für Männer anscheinend kein Erfolgsrezept, Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen zu sehen. So berichtete z.B. die Süddeutsche
Zeitung am 30.01.13 über eine Studie spanischer und amerikanischer Wissenschaftler mit der Kernaussage: „Wer die Hausarbeit seiner Frau überlässt, hat besonders viel Sex mit ihr.“ (
http://www.sueddeutsche.de/wissen/umstrittene-studie-ehemaenner-hausarbeit-weniger-sex-1.1586834 ) Die Frauen mögen solche netten Männer als Freunde, sie gehen aber nicht so gern mit ihnen ins
Bett – es sei denn, die Männer haben Geld! Nach den amerikanischen Psychologen Buss und Schmitt fühlen sich Frauen von nonverbalem Dominanzverhalten hingezogen. Dazu zählen Größe und athletischer
Körperbau; mehr aber noch Vermögen und die berufliche Position, weil Frauen daraus auf Reife, Intelligenz, Verlässlichkeit und Ehrgeiz schließen. (vgl. D. M. Buss / D. P. Schmitt:Sexual
Strategies Theory: An evolutionary perspective on human mating; in: Psychological Review. Bd. 100, Nr. 2, 1993, S. 204–232, zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Partnerwahl). Diese Aussagen
kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Erst nach meiner Promotion war ich für gutaussehende Frauen plötzlich interessant, obwohl ich mit 20 wohl körperlich leistungsfähiger war. Mit Mitte 50
steigen die Anforderungen attraktiver Frauen aber ganz enorm.
Aus dieser Erkenntnis kann abgeleitet werden, dass Prostitution nur die Steigerung eines Verhaltens ist, das in der Natur der Frauen bereits angelegt ist. Es ist ihrer Psychologie nicht fremd,
die Beine breit zu machen, um ein besseres Leben zu führen. Allerdings kommt die große Mehrheit der Frauen außerhalb der Prostitution zum Ziel, und erwägt diesen Schritt deshalb gar nicht
erst.
Vom Heiratsmarkt kann der Markt für unverbindliche sexuelle Beziehungen (pleasure sex) abgegrenzt werden. Hier wirkt das nonverbale männliche Dominanzverhalten bei Frauen noch wie in der
Steinzeit über die Körpergröße, breite Schultern und einen knackigen Hintern, was früher Attribute eines guten Jägers waren. Heute wird damit wohl die Erwartung von Kraft und "Standfestigkeit"
verbunden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass aus einer zunächst unverbindlichen Beziehung eine Ehe entstehen kann, und die Frau dann ihren Partner im Ergebnis nicht nach dem sozialen Status
ausgewählt hat. Bei Seitensprüngen entscheiden auch Frauen nach diesem Muster, die auf dem Heiratsmarkt nach Status entschieden haben. Hier zählt der Status nicht.
Für viele Männer sind diese Erkenntnisse verletzend. Aber in der Natur ist es das Schicksal der Männchen, dass sich die Weibchen für die Paarung nur die stärksten Exemplare aussuchen, und die
übrigen leer ausgehen. Und die stärksten Männchen im Großstadtdschungel sind die mit guter Bildung und viel Geld. Bei vielen Tierarten werden die schwachen von den dominanten Männchen sogar
getötet; das bleibt den Menschen-Männchen immerhin erspart.
Im Gegensatz zur Natur gibt es in menschlichen Gesellschaften aber „das älteste Gewerbe der Welt“, mit dem sich die von den inzwischen wieder selbstbestimmt handelnden Frauen abservierten Männer
die Leistungen kaufen können, die sie von den Frauen nicht (mehr) unentgeltlich bekommen. Auch das ist ein Markt, er funktioniert aber anders als der Heiratsmarkt. Er wird zunehmend professionell
und bezahlter Sex (Paysex) entwickelt sich zu einem normalen Produkt. Dieser Prozess hat aber gerade erst begonnen. Natürlich muss der Paysex-Markt sehr deutlich von dem Markt für Freesex
abgegrenzt werden, auch wenn Paysex von den Männern lebt, die auf dem Freesex-Markt keinen Erfolg mehr haben.
Rudolf Mösenhammer
(= Pseudonym. Ich bin aber nicht so ein bunter Vogel wie der abgeleitete Namensgeber Rudolf Mooshammer)